Auswirkung von Corona und deren Maßnahmen auf den Breitensport
Eine Denkanregung für die Politik

Zwei drittel weniger Teilnehmer bei den Breitensportveranstaltungen, dies deutschlandweit. 2/3 der Sportveranstaltungen fallen derzeit aus wegen Desinteresse der Sportlers. Ein Erklärungsversuch.

Ein Event benötigt Teilnehmer, möglichst viele Teilnehmer. Die Kosten für Stadionmiete, Schulen, Klassenräume, Absperrgitter, Helfer, Sanitäter gibt es auch in Coronazeiten immer noch. Wegen fehlender Steuereinnahmen gibt es diese sogar erst recht und dazu noch in gesteigerter Höhe. In Vorbereitung der 1. Spreewald-Querung, welche am 30.10.2021 starten soll, gab es schon mit der Voranfrage zur Möglichkeit der Durchführung, vom Amt die Mitteilung über eine Entgeldverordnung.

So mancher Veranstalter verzichtet derzeit auf die Durchführung seines Rennens. Fehlenden Voranmeldungen und das damit verbundene höher werdende finanzielle Risiko seine Verbindlichkeiten zu bezahlen, ist der Hauptgrund für viele der Absagen, inbesondere der größeren Veranstaltungen. Selbst bei jahrelang hervorragend organisierten Veranstaltungen mangelt es zu Hauf an Teilnehmern. Nun, bleiben die Teilnehmer den Events weiterhin so zahlreich fern, dann bekommen die Veranstaltungen ernsthafte Zukunftstprobleme. Ohne ausreichend Einnahmen sinkt die Motivation weiter zu machen, gegen Null.

Gut fünfzig gestrichene Marathonläufe seit Jahresbeginn weist die Website marathon.de aus, darunter die von Frankfurt, Köln und Dresden. 

Warum bleibt der Sportler zu Hause?
Gründe:

  • Durch de Absage der großen Straßenläufe, der Radrennen, der Radtouren, der zahlreichen Laufserien im vergangenen Jahr und im Frühjahr 2021 ging den Sportlern ein Ziel verloren und damit hat der Antrieb fürs regelmäßige Training gefehlt.
  • Wegen des Trainingsrückstandes möchte man eher nicht an den Start gehen. Vielen Leuten fehlt es an Motivation.
  • Die häufigste Nichtstartursache dürfte die Unsicherheit sein, ob ein Lauf überhaupt stattfindet. Viele Veranstaltungen wurden kurzfristig abgesagt. Was ist mit den Startgebühren, was mit den Übernachtungskosten? Bleibe ich wieder einmal darauf sitzen? Kann ich kostenfrei stornieren? Was zum Marathon-Termin an Corona-Auflagen gilt, ist für Sportler und Veranstalter nicht absehbar.
  • Aus Sorge, Respekt und Angst vor dem Coronavirus, vor einer Ansteckung.
  • Nach den Entbeerungen der letzten Monate gibt es viele Möglickheiten seine Freizeit anders zu gestalten.
    Nicht jeder und jede hält sich die Wochenenden frei um einen Lauf zu besuchen.
  • Hinzu kommt ein gewisser Grad der Entwöhnng. Die meisten Menschen waren anderthalb Jahre nicht mehr am Start. Jetzt ist bei einigen die Priorität des Laufens in der Lebensplanung gesunken. Andere haben sich an den Fernseher zu Hause gewöhnt.

Es gibt auch eine unterschwellige Protesthaltung, die sich aus Fehlentwicklungen, unklaren Verordnungen und nicht eingehaltenen Ankündigungen in der Corona-Krise speist.

Sport ist Sozialarbeit, Sport ist Gesundheit, vom Kindergarten bis zum Seniorenalter.

Es ist eine weit verbreitete Enttäuschung spürbar, auch weil alle wissenschaftliche Analysen über das Aerosolverhalten und dem Sport im Freien eifrig ignoriert werden und immer noch nicht in den Coronaverodnungen berücksichtigt wurden.
Diese Ignoranz ist nicht neu, das hat ungefähr das Niveau jener Bürokraten, die in Corona-Verordnungen die Theater als Freizeiteinrichtungen mit Bordellen gleichsetzten.

  • Die meisten Freizeitsportler verzichten wegen der coronabedingten Einschränkungen und Auflagen weiterhin auf eine Teilnahme. Die je nach Bundesland, Landkreisen und gar Orten unterschiedlichen Hygienekonzepte und Reisebedingungen stören bei der Entscheidung für eine Teilnahme. Das hält wohl viele ab von einem Start.
  • Auf Ablehnung stoßen die Einschränkungen durch die Hygienevorschriften nicht nur bei Gelegenheitsportlern, sondern auch bei der Stammkundschaft. Es beginnt mit den Hürden bei der Anmeldung, den Kapazitätsbeschränkungen und die Auswirkung der monatelangen Veranstaltungsverbote wirken nach.
  • Das Gemeinschaftserlebnis, verbunden mit Freunden und anderen Laufkumpels in einem Massenstart stehend, das ist der gewünschte Stimmungshöhepunkt. Und diese Euphorie ist mit Einzel- und Gruppenstarts nicht zu erzeugen.

Im Moment ist die Zuversicht auf Sportveranstaltungen im Freien ohne Beschränkungen nicht gegeben. Die meisten Hygienekonzepte fussen auf den „Drei Gs“: Wer an den Start geht, muss entweder geimpft, genesen oder negativ getestet sein und einen entsprechenden Nachweis vorlegen. Mancher Veranstalter bietet aber auch vor Ort Schnelltests für Teilnehmer an. Zuschauer an der Strecke sind aufgefordert, Abstände einzuhalten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Doch niemand möchte eine Maske anziehen. So lange dies so bleibt, wird dies die Teilnahmebereitschaft auf viele Jahre hemmen. So macht es keinen Spaß!

Leider sind Geimpfte nicht wirklich geschützt und können andere Personen anstecken. Macht es also keinen Unterschied, ob man geimpft ist oder nicht, die Ansteckung droht immer?

Keiner der Sportler und erst recht nicht die Veranstalter hätten jemals gedacht, dass Corona so nachhaltig Einfluss auf seine Veranstaltung und deren Organisation nehmen wird.
Dass er härter als gedacht um die Rückkehr seiner Sportler kämpfen muss.

Wolfgang Joop – Modedesigner (76 Jahre)
„Das Virus hat uns verändert. Es hat uns ein anderes Leben diktiert, kostet uns die Freiheit und Selbstbestimmheit, verängstigt.

Bevor die Pandemie nicht offiziell abgesagt ist, wird es keine Normalität geben.

Wir wünschen uns trotz aller Unsicherheiten durch Corona, unsere vielen ehemaligen Teilnehmer an den Start zurück. Durch den Einzug der Startgebühren erst bei einer 100%-sicheren Durchführung, sollte eine der Anmeldehürden schon einmal überwunden sein.

Wie man trotz Corona die Motivation behält und warum Laufen gerade jetzt wichtig ist, hat Andreas Staindl aus Lübben in einem Beitrag geschrieben: Laufen gegen den Corona-Blues.